Steinstaub kontra Hochglanz
Interview: Markus Jung erzählt über die Ausstellung „Bildhauerei“ und ihre Entstehung
Neue Westfälische, Dienstag 20. Oktober 2015
Markus Jung (rechts) im Gespräch mit seinem Schüler Tom Schönfeld (Foto: Danny Kötter)
Für das Fach Bildhauerei in der Sparte Kunst ist seit zehn Jahren Markus Jung zuständig. In der aktuellen Ausstellung der MuKu gelang es ihm, mit Hilfe der Fotografie die Vielfalt der Arbeitsergebnisse aus seinem Unterricht zu präsentieren. Über diese ungewöhnliche Darstellungsform sprach er mit Dietrich Schulze.
Herr Jung, wie kommt man auf die Idee, bildhauerische Schülerarbeiten zweidimensional als Fotografie zu zeigen?
Markus Jung: Dafür gab es zwei Gründe. Anstatt zwanzig originale Arbeiten zu zeigen konnte ich so ein Oeuvre von über 100 Arbeiten vorstellen. Der zweite Grund sind die strikten Sicherheitsauflagen, die wir auf den Ausstellungsflächen haben, die ich respektieren musste. Außerdem bin ich leidenschaftlicher Fotograf und stellte sehr schnell fest, dass ich mit relativ einfachen Mitteln eine professionelle Fotostudioatmosphäre in unserem Atelier installieren konnte. Die positive Resonanz, die ich bislang von Besuchern aber auch von meinen Kolleginnen erfuhr, bestätigen mein Konzept, dass gute räumliche Arbeiten auch über das Medium Fotografie transportiert werden können.
Auffallend ist dabei ja die Tatsache, dass nicht nur Arbeiten von Kindern und Jugendlichen gezeigt werden. Was steckt dahinter?
Jung: Gerade die Möglichkeit alle Altersgruppen hier unterrichten zu können, motiviert mich ungemein. Die Ausstellung dokumentiert dabei die Materialvielfalt, mit der meine Schüler arbeiten können, aber auch die Individualität der Objekte, die durch Inspiration und die Freude an kreativen Prozessen entstanden sind. So hat Tom Herzog, ein Teilnehmer aus dem Vorstudium Kunst, für seine jüngste Skulptur nichts Geringeres als das Höhlengleichnis von Platon als Ideenquelle gewählt. Hier zeigt sich, dass eine gute Skulptur nicht nur aus Realem entsteht, sondern dass selbst existenzielle philosophische Fragestellungen Form annehmen können.
Heißt das, dass man studiert haben muss, um in ihre Kurse zu gehen?
Jung: Um Gottes Willen, nein! Jeder Mensch trägt Kreativität und künstlerisches Empfinden in sich. Mir macht es Freude, kleine und große Künstler bei ihrer eigenen Entwicklung zu unterstützen, egal ob es sich um komplexe abstrakte Konzepte handelt oder wir in den Kinderkursen Batman als Tonskulptur zum Leben erwecken.
Die Ausstellung „Bildhauerei“ ist bis Ende November in der MuKu zu sehen. Anmeldung und Infos gibt es unter Tel. (05 21) 51 66 74 oder 77.
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